Mediathek

Startseite » Mediathek

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (kurz IG BAU) warnt vor einer Krankheitswelle durch Asbest. Hintergrund ist die zunehmende Sanierung von Wohnhäusern in Deutschland. Die über Jahrzehnte verbauten faserartigen…

Ein Reihenhaus in Bayern, Baujahr 1972. Bettina Kiwohl und ihr Freund renovieren es seit Oktober. Im November passierte es – an dieser Stelle begann die ganze Geschichte.

„Hier war ursprünglich, als das Haus erbaut wurde, eine Tür. Diese…

Bauunternehmer Werner Lutz muss sich schützen – denn in dieser Hausfassade aus den 1950er Jahren im oberbayerischen Markt Schwaben lauert eine unsichtbare Gefahr.

„Eine winzige Gefahr wird Asbest erst dann, wenn umgebaut oder saniert wird.

Das ist ein Geisterhaus. Und da drin ist mein Büro. Alles ist vollkommen abgeriegelt. Sie haben die Krebsfaser Asbest gefunden. Nur ganz kurz darf ich noch rein. An meinen alten Arbeitsplatz. Ein paar Festplatten, ein paar Dokumente. Das war es. – Hast du Angst? – Ich habe ein bisschen Angst. – Ich rieche es, schmecke es nicht. Es wird halt oft verharmlost…

 

Das Ende des Hochhauses, in dem wir bislang saßen, wurde über Nacht wegen Asbestgefahr geschlossen. Hunderte Menschen mussten irgendwo anders unterkommen…

 

Wie es ist, in Angst zu leben, berichtet uns dieser Mann. Mario Kelek hatte tagelang keine Ahnung, dass er Staub eingeatmet hatte, während er seine Wohnung in Berlin renovierte. Dafür hatte er eine Erlaubnis vom Vermieter…

Zuerst etwas anderes: Asbest ist seit 1990 in der Schweiz verboten. Trotzdem sterben bei uns jedes Jahr immer noch rund 100 Personen an den Folgen von Asbest. Wie ist das möglich? Asbest, einst als Wundermittel gefeiert, wird heute als tödlicher Baustoff gefürchtet. Obwohl Asbest längst verboten ist, finden sich auch heute noch Fasern in einer Vielzahl von Gebäuden, die vor 1990 gebaut wurden.

die-freiraeumer-aktuelles-warnung-vor-asbestwelle-in-dortmund.jpg

Asbest, eine unendliche Geschichte

Asbest brennt nicht, wehrt Nässe ab, lässt sich mit Zement mischen und zur Textilie verspinnen. Der Stoff isolierte jahrzehntelang die Stahlskelette der Hochhäuser, steckte in Autoreifen, Fußböden oder Haarfönen. Obwohl Asbest in der EU seit 2005 weitgehend verboten ist, legt die Dokumentation offen, wie das gesundheitsgefährdende Material dennoch produziert und vermarktet wird. Obwohl das Asbestrisiko in den Industrieländern schon lange bekannt ist, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Mediziner warnen davor, dass Folgeerkrankungen weiter ansteigen. In der EU besteht seit 2005 für Asbest ein weitgehendes Herstellungs-, Inverkehrbringens- und Verwendungsverbot. In Deutschland gilt dieses Verbot bereits seit November 1993. In Europa stellt die Asbestsanierung die Gesellschaft vor eine enorme Herausforderung: Experten zufolge wird es 100 Jahre dauern und mehrere Milliarden Euro kosten, die krebserregende Faser endgültig loszuwerden. Gleichzeitig fördert Russland weiterhin Jahr für Jahr 600.000 Tonnen des Minerals in der größten Asbestmine der Welt – für den Export. In Bangladesch erkranken Arbeiter, weil sie europäische Frachtschiffe und Supertanker mit Tausenden Tonnen Asbest abwracken, und in Lateinamerika wächst die Wut auf europäische Unternehmen, die weiterhin Asbest verwendeten, obwohl das Material in Europa längst verboten war. Die weltweite Recherche rüttelt an den gängigen Vorstellungen über Asbest und zeigt, dass niemand völlig sicher davor ist, zumal Großindustrie und multinationale Konzerne noch lange Geschäfte damit machen werden.