Recycling-System für Matratzen

NABU, Matratzenverband und IKEA fordern nachhaltige Recycling-Systeme für Matratzen

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Matratzenverband und IKEA Deutschland setzen sich für ein neues Recycling-System für Matratzen ein. Angesichts der Tatsache, dass aktuell rund 95% der ausgedienten Matratzen verbrannt werden, unterstützen sie einen Antrag von Hessen zur Umweltministerkonferenz, der eine Kreislaufwirtschaft für Matratzen fördern soll.


Studie zur besseren Kreislaufführung von Matratzen

Eine vom NABU beauftragte Studie des Öko-Instituts zeigt, wie einebessere Kreislaufführung durch Wiederverwendung sowie mechanische und chemische Recyclingverfahren gelingen kann. In Deutschland werden jährlich schätzungsweise 8,27 Millionen Matratzen entsorgt, wobei 93% aus privater Nutzung stammen. Die durchschnittliche Nutzungsdauer privater Matratzen liegt bei 10 bis 14 Jahren, während sie in Krankenhäusern und im Gastgewerbe lediglich 5 bis 8 Jahre beträgt.


Der aktuelle Stand der Matratzenentsorgung

Üblicherweise landen ausgediente Matratzen im Sperrmüll, wo sie durch Witterung und Vermischung mit anderem Abfall verschmutzt werden. Dies macht ein Recycling unmöglich, sodass die Verbrennung der Standard ist. Bei der energetischen Verwertung werden zwar Strom und Wärme erzeugt und metallische Anteile teilweise wiedergewonnen, jedoch gehen die in den Matratzen enthaltenen Kunststoffe und Textilfasern unwiederbringlich verloren.


Recycling von Altmatratzen

Für ein erfolgreiches Recycling ist eine saubere und getrennte Sammlung der Matratzen notwendig. Mechanisches Recycling ermöglicht die Rückgewinnung von Schaumstoff und Stahl aus Federkernmatratzen. Nach der manuellen Zerlegung der Bestandteile werden die zerkleinerten Schaumstoffflocken zu neuen Produkten wie Dämmplatten oder Teppichunterseiten weiterverarbeitet. Allerdings hat das recycelte Material nicht die gleiche Qualität wie das Ausgangsmaterial und kann nicht erneut recycelt werden.
Neben dem mechanischen Recycling gibt es auch chemische Recyclingverfahren. Diese ermöglichen die Rückgewinnung hochwertiger Rohstoffe aus Polyurethan (PUR), erfordern jedoch sortenreine und saubere Ausgangsmaterialien und sind energieintensiv. Verfahren der Depolymerisation kommen bereits bei der Verwertung von Produktionsabfällen aus der Matratzenherstellung zum Einsatz. In Frankreich und den Niederlanden gibt es bereits Anlagen für das chemische Recycling von Matratzen.


Forderungen und Perspektiven

Der NABU fordert daher ein System der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR), um die Sammlung und das Recycling von Matratzen zu finanzieren und zu organisieren. Ein solches System existiert bereits in Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Walter Kadnar, CEO von IKEA Deutschland, betont, dass so 80% des Materials wiederverwendet oder recycelt werden könnten. Auch Martin Auerbach vom Fachverband Matratzen-Industrie unterstützt das Vorhaben. Er sieht die Branche bereits gut vernetzt und vorbereitet, benötigt jedoch noch Unterstützung von Behörden und Ministerien. Einheitliche Standards und Projektgruppen sollen den Weg zu einer zirkulären Wirtschaft ebnen.


Matratzenmarkt in Deutschland

Eine Matratze besteht aus einem Kern und einem äußeren textilen Bezug. Die Mehrheit der Matratzen in Deutschland hat einen Schaumstoffkern aus Polyurethan (PUR), der etwa zwei Drittel des Marktes ausmacht. Federkernmatratzen, bei denen Stahlfedern in Fleece-Taschen eingenäht und mit Schaumstoff ummantelt sind, machen ein Viertel des Marktes aus. Latexmatratzen bestehen aus Naturlatex oder synthetischem Latex und werden für jede Matratze einzeln gegossen. Diese verschiedenen Matratzentypen spiegeln sich in der Materialzusammensetzung wider, wobei PUR-Schaum und Textilfasern, meist aus Polyester, den größten Anteil ausmachen.


Status Quo der Matratzenentsorgung

Matratzen werden in Deutschland fast ausschließlich verbrannt. Die energetische Verwertung erzeugt zwar Strom und Wärme, aber die Kunststoffe und Textilfasern gehen verloren. Üblicherweise werden Matratzen über die Sperrmüllsammlung oder die Gewerbeabfallsammlung entsorgt, was sie oft verunreinigt und ein Recycling unmöglich macht.


Verbesserte Kreislaufführung von Matratzen

Das Öko-Institut kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass sowohl mechanische als auch chemische Recyclingverfahren gestärkt werden müssen. Dafür sind gesetzliche Anforderungen an das Ökodesign und Systeme der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) notwendig. Eine sortenreine und saubere Sammlung der Matratzen ist entscheidend, um Verunreinigungen zu vermeiden und den Recyclingprozess zu gewährleisten. Die Finanzierung der getrennten Sammlung sollte über EPR-Systeme erfolgen. In Belgien, Frankreich und den Niederlanden existieren solche Systeme bereits und könnten als Vorbild für Deutschland dienen.


Zukunftsperspektiven

Die EU plant Änderungen in der Abfallrahmenrichtlinie, die ab 2027 auch Matratzen und Teppiche einschließen sollen. Diese sollen dann unter die erweiterte Herstellerverantwortung fallen. NABU, der Matratzenverband und IKEA Deutschland setzen sich für diese nachhaltigen Recycling-Systeme ein, um wertvolle Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu entlasten.

 

Quelle Bildmaterial: Grafik: NABU/Sapera Studios 2024

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